Früher war es irgendwie einfacher, da wusste man nämlich, dass es Barbie gibt und dass Barbie "unrealistische Schönheitsideale" vermittelt. Man sah Barbie überall und konnte sie in Ruhe hassen.

Heute will die Welt etwas weiter sein, deswegen gibt es Body-Positivity, ein Internet-Phänomen, für das sich dünne, weiße, blonde Frauen absichtlich unvorteilhaft vor dem Spiegel fotografieren und zeigen, dass selbst sie Bauchspeck und Cellulite haben – und sich trotzdem so gut finden. Sie schreiben natürlich nie wortwörtlich dazu, dass selbst sie Makel haben, aber das pädagogische Sendungsbewusstsein, mit dem die Existenz eines echten menschlichen Körpers der Welt gezeigt wird, beweist, dass schlicht kein anderer Gedankengang dahinterstecken kann als dieser: Natürlich halten die Leute mich für perfekt und makellos, ich beweise ihnen aber mal, dass selbst ich Bauchspeck habe. Body-Positivity ist nicht schlauer als die Welt, in der Barbies erfunden wurden, sie gibt sich allerdings als logische Gegenbewegung aus: Da bislang viele Frauen ihre Körper nicht mochten, könnte jetzt ja mal die Liebe zum Körper dran sein.